Was Theodor Storm an Constanze Esmarch schrieb

Buchrezensien von Storms "Liebesqualen - Theodor Storm und Constanze Esmarch als Brautpaar", erschienen in den Husumer Nachrichten am 17. November 2005.

Himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt. Das ist das Stimmungsspektrum dieses hochemotionalen Buches, das den passenden Titel Liebesqualen trägt und auf 222 erhaltenen Brautbriefen basiert, die ein Kleinstadt-Zeitbild der bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts liefern. Es handelt von der durch Glück und Krisen geprägten Verlobungszeit (1844-1846) Theodor Storms mit seiner Cousine, der acht Jahre jüngeren Bürgermeistertochter Constanze Esmarch. Letztere hat Storm bei seiner Suche nach dem „Poetischen" vorerst übersehen - doch das ändert sich drastisch, denn schließlich wird sie, mit der er sich zuerst nur aus Gründen der Vernunft verlobte, nicht nur zu seiner leidenschaftlich geliebten Ehefrau (nachdem sie versichern musste, dass sie die „Courage" hätte, Theodor zu heiraten), sondern sie wird sogar „dem Dichter als Mentor" unentbehrlich.

Der Autor Karl Ernst Laage, studierter Germanist, ist als Gründer des Storm-Museums in Husum ein versierter Storm-Kenner. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er Persönliches und Intimes wie die körperliche Liebe darstellt. („Wirf Deinen biegsamen Leib in einer Deiner orientalischen Stellungen auf Sopha"). 24 Abbildungen tragen darüber hinaus zur guten Lesbarkeit bei. Die größtenteils leicht verständliche Sprache wird noch durch den Gebrauch des Dänischen („Livrente- og Forsörgelses-Anstalten" = Leibrente- und Versorgungsanstalt) angereichert. Mit dem häufig verwendeten Wort „Dange" ist der Leser aber letztlich auf sich und seine Kombinierfähigkeit gestellt. Laage zeichnet kein verklärtes Bild Storms, sondern er gibt sich realistisch-unparteiisch. Neben Storms Dichtererfolg (eines seiner Hauptmotive ist die Vergänglichkeit) hebt er auch dessen komplexe Persönlichkeitsstruktur, seine Launenhaftigkeit und die erstaunliche Geduld Constanzes hervor, welche die Beziehung aus so mancher Krise rettete. An detaillierten Schilderungen über Storm und dessen Liebesauffassung („Liebe ist unmittelbare Gottheit"), die an Idealisierung grenzt und für manch heutigen Leser ein wenig befremdlich erscheinen mag, wird nicht gespart. Der Autor demonstriert anschaulich, dass neben der Liebe auch Literatur und Musik, Storms „geistige Existenz", zu seinem Lebensfundament gehören.

Besonders Literaturliebhaber, die mehr über den nordischen Realismus-Schriftsteller und Juristen Storm erfahren wollen, könnten Gefallen an diesem sensiblen Werk finden, das nicht zuletzt für angehende Ehepaare - zwecks realistischerer Einschätzung der Ehe - bestens geeignet scheint.

Karl Ernst Laage:

Liebesqualen - Theodor Storm und Constanze Esmarch als Brautpaar

Boyens Buchverlag

124 S., 12,90 Euro

ISBN 3-8042-1175-5

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