Von Männern mit Torschlusspanik

„Lalelu" präsentierte Hochzeitsoper „Nimm mich!". Erschienen im Flensburger Tageblatt am 24. April 2007.

Ab unter die Haube! - Drei Männer kämpfen um eine Frau. Das war das Motto der höchst amüsanten Hochzeitsoper „Nimm mich!" (Regie: Lukas Langhoff), die das a-capella-comedy-Quartett „Lalelu" gestern im gut besuchten Deutschen Haus zum Besten gab. Die Gesangskomiker aus Hamburg widmeten sich mit Charme, Selbstironie, und ausgeklügelten Arrangements - allesamt von Sören Siegel - der ultimativen Katastrophe des Lebens: der Hochzeit. Zu diesem Thema ließen die Vier Showtalente von Klassik bis Rock' n' Roll kein Genre aus und sorgten mit Titeln wie „Kauf dir eine kleine Vietnamesin" für ausgelassene Stimmung.

Die Bühne erinnert - geschmückt mit Luftballons und Luftschlangen - an einen Kindergeburtstag. Blau-orangene Scheinwerfer beleuchten das Geschehen. „So viele Winter schon, wart' ich auf den Königssohn" singt Sonja Wilts, auf intelligente Weise naiv, in engen Jeans und rotem Glamour-Top mit glockenklarem Sopran. Und schon ist der erste Verehrer - der bestgekleidete Zopfträger Jan Melzer als reicher Hanseatensohn, der kurz vor der Zwangsverheiratung steht - samt Brautkleid zur Stelle und macht ihr mit seinem Bariton, der sie dahin schmelzen lässt, einen Antrag, den sie prompt annimmt, während sie bereits von einem „goldenen Bette" träumt.

Der Fahrlehrer („Porno-Bernd" alias Tobias Hanf) stimmt „Da hammas wieder" an: „Schon wieder in der 90. Minute verloren; jetzt kann man mit Geld sogar schon Liebe kaufen." Der Kellner lässt wütend sein Tablett fallen: „Es ist sonnenklar, warum ich allein bin - weil ich zu klein bin."

Vor der Trauung geben Vater, Onkel und Großpapa des Bräutigams noch einen frommen Rat fürs Leben: „Heirate nie ohne Ehevertrag. Will sie nicht unterschreiben, dann lass' es bleiben; soll sie sehn, wo sie bleibt, wenn sie nicht unterschreibt." Diese Melodien sind so eingängig, dass manch ein Zuhörer in der Pause beschwingt weiter singt.

„Ist's wirklich Liebe, was euch zusammen hält?", fragt der Pastor das Paar vor der Trauung und hält eine kleine Moralpredigt: „Noch ist es nicht zu spät, noch gibt es ein Zurück!" Und als sich der Geistige mit seinem samtweichen Bass als verkleideter Macho-Fahrlehrer, entpuppt werden die Motive klar: „Ich wüsste einen, der wäre gut für dich - und das bin ich." Und er wackelt mit dem Hintern.

Da bricht die hysterische Blondine in Tränen aus. Gleich ist der kleine Single-Club-Kellner (Sören Siegel) mit seinem hohen Tenor bei ihr und reicht fürsorglich ein Taschentuch. Als sie dann gemeinsam laut knackend Mohrrüben verzehren, ist alles wieder gut. Und als der Kellner verspricht „ich wär' immer für dich da", nimmt sie dessen Antrag an. Die Entscheidung zwischen den drei Männern ist also endlich gefallen, da hilft auch der köstliche literarische Exkurs über die Liebe - von Brentano bis Peter Maffay - des Fahrlehrers nicht mehr.

Als die comedians zu später Stunde die „Vogelhochzeit" frivol umdichten, ist das Publikum aus dem Häuschen, klatscht, pfeift, trampelt, singt und tanzt. Am Ende gibt Siegel zu verstehen, dass es durchaus Musterehen gebe. Wie solche Wunder möglich sind? Der Mann war taub, die Frau war blind.

Näheres unter www.lalelu.de.

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