Überraschende Klänge voll südlicher Lebensfreude

Das deutsche Instrumental-Quartett „Quadro Nuevo" spielte am Mittwoch in nostalgisch-akustischer Besetzung im Flensburger Hof Borgerforeningen zum Tanz oder mindestens zum Mitwippen auf. Konzertkritik, erschienen im Flensburger Tageblatt am 3. August 2007.

Es war einer der für Norddeutschland recht warmen Nächte. Strahlende Scheinwerfer schienen dem klaren Himmel Konkurrenz machen zu wollen. Der Hof mit dem großen Kastanienbaum hatte viele Musikbegeisterte angezogen - manch einer war sogar mit eigenem Klappstuhl erschienen. Selbst der harte Steinboden schien den mediterranen Hörgenuss nicht zu beeinträchtigen: Auch diesen Besuchern zauberte die Musik, die nur so übersprudelte vor Lebensfreude, ein Lächeln auf die Lippen - und das selbst bei Moll-Stücken, die durch ihre Geschwindigkeit hörbar an Melancholie verloren.

Am Mittwoch spielte das deutsche Instrumental-Quartett „Quadro Nuevo" in nostalgisch-akustischer Besetzung im Flensburger Hof Borgerforeningen zum Tanz oder mindestens zum Mitwippen auf. Die in Nadelstreifen gekleideten Musiker mit ihren elektrisierenden Eigenkompositionen - eine Mischung aus Tango, Flamenco, Balkan-Swing, fast schon verklungenem Italien, bitter-süßen Tönen und viel Eigenkreativität - schöpften das dynamische Spektrum voll aus. Während Gitarrist Robert Wolf und Bassist D. D.Lowka meist den brummend-tiefen rhythmischen Untergrund schufen, stachen Saxofonist Mulo Francel und Andreas Hinterseher am Akkordeon mit ihren dominanten Instrumenten hervor - mal durch strahlende bis heulend-schräge Soli, mal durch ein besonders ausgefallenes Instrument, mal durch eingestreute Anekdoten. Viele unerwartete Momente machten den Abend aus.

Das Programm bot wohl für jeden etwas. Das Quartett berührte nicht nur mit schon fast vergessenen Melodien wie „Das Lied vom traurigen Sonntag" die Sinne, sondern es spielte auch zum leidenschaftlich-sinnlichen Tango auf. Ein Paar nutzte diese Gelegenheit gleich im Hof; andere trauten sich dies erst zu noch späterer Stunde im „Kontraste".

Als es bei Einbruch der Dämmerung langsam kühler wurde, wickelte sich manch ein Zuhörer in seine warme Wolldecke. Andere wippten lässig in kurzen Röcken, ohne Jacke, zu den magnetischen Klängen mit. Die waghalsig improvisierte Musik mit ihrer Leichtigkeit und der höchst eigenen Tonpoesie mit ihren heißen Rhythmen - geschaffen von so extravaganten Instrumenten wie einer Spieluhr, Herrenschuhen und pfeifenden Mündern - wärmte auf ihre Weise und schien manch eine Decke zu ersetzen. Für die übrige Wärme sorgte ausgelassener Applaus, der immer wieder die nächtliche Stille durchbrach. Es war eine Nacht so facettenreich wie das Leben selbst.

 

Infobox: Das nächste Konzert der Flensburger Hofkultur wird die multikulturelle Formation „Cyminologie" aus Berlin am Freitag, den 3. August geben. Wenn das Wetter so gut bleibt, werden grenzenlose Schwingungen aus Orient und Okzident die Zuhörer auf dem Brasseriehof (Große Straße 42-44) in eine Märchenwelt entführen. Bei Regen erklingen die fernöstlichen Melodien in der Alten Post.

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